Der Saale-Kanal ist mit Scheuklappen eine schöne Sache
Im März 2004 erschien eine neue Sudie der Firma PLANCO Consulting GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Sie ist eine Basis für das Planfeststellungsverfahren und kommt zu dem Schluss, dass der Bau des Saale-Kanals wirtschaftlich sei.
Die neue Studie klingt auf den ersten Blick schlüssig und überzeugend: Der Saale-Ausbau ist trotz aller schlechten Prognosen und widrigen Verhältnisse mit einem Kosten-Nutzen-Faktor von 2,3 wirtschaftlich. Berauschend ist das nicht, aber alle in der Studie aufgeführten möglichen Probleme bringen diese knappe Wirtschaftlichkeit nicht zum Wackeln. Denn viele unliebsame Probleme wurden einfach ausgeklammert und nicht in die Untersuchung einbezogen. Was nützt eine solche Studie?
Unausweichliche Schäden am Naturraum wurden nicht monetarisiert, also als Verlust in die Wirtschaftlichkeit einberechnet. Ausgespart blieb auch die Untersuchung von Alternativen für Regionalentwicklung oder Verkehrsbeziehungen. Mögliche Verluste infolge des Ausbaus im Bereich Tourismus tauchen nirgends auf.
Ohne diese Aspekte bleibt die Rechnung eine Luftnummer, denn da könnte man für fast jedes Projekt eine Wirtschaftlichkeit berechnen - wenn man die Verluste auf der Gegenseite einfach ignoriert.
Zu einigen Details: Verluste am Naturraum werden in der Studie nirgends monetarisiert. Laut Elbe-Studie des Umweltbundesamtes (April 2002, Bericht Nr. 298 85 106) sind die zu erwartenden Schäden beträchtlich. Aus Umweltsicht muss daher der Kosten-Nutzen-Faktor angezweifelt werden, denn dem prognostizierten Nutzen wird in der Planco-Studie kein Verlust von Natur gegengerechnet. Ist die Natur kein Geld wert?
Die Untersuchung naheliegender Alternativszenarien (Förderung von Bahnanschlüssen und Vermeidung gebrochener Verkehre, gezielte Nutzung der Bahn-Liberalisierung) wurden offenbar nicht beleuchtet. Damit hätte man herausfinden könne, ob eine Optimierung und Verlagerung der erwarteten Verkehre in anderen Systemen volkswirtschaftlich vergleichbar oder günstiger ausfallen könnten.
Entwicklungspotenziale im Sektor Tourismus wurden nicht betrachtet. Sind im Bereich Tourismus höhere Kosten-Nutzen-Verhältnisse und Netto-Gewinne realisierbar als durch den geplanten Saale-Ausbau? Wie stark würden Gewinne und Entwicklungen hier durch die geplante Baumaßnahme geschmählert?
Betont wird in der Planco-Studie die Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze. Zwischen den Zeilen aber steht, dass die Verlagerung zum Binnenschiff bei Bahn und Lkw-Spediteuren zu Einbußen führen soll. Die dort verlorenen Arbeitsplätze tauchen in keiner Rechnung auf.
Fazit: Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast! Die Studie kommt nur deshalb zu einem Nutzen des Saale-Ausbaus, weil kritische Fragen in der Berechnung ausgeklammert bleiben.
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